Historische Bedeutung

Johannes Gutenberg lebte im zu Ende gehenden Mittelalter und an der Schwelle zur Neuzeit. Überall gab es grundlegende Änderungen: technische Fortschritte, Kriege in Europa, die Entdeckung der "Neuen Welt", ein aufkeimender Humanismus und Reformationsbestrebungen innerhalb der Kirche.

 

In dieser Zeit des Umbruchs, wurde die Erfindung Gutenbergs zu einem Schlüssel für schnelle Informationsverbreitung. Als Gutenberg 1468, also etwa 14 Jahre nach Fertigstellung seiner Erfindung starb, gab es Druckereien bereits in jeder größeren Stadt.

 

Die neue Drucktechnik ermöglichte es, die von Martin Luther 1517 verfaßten 95 Thesen als Flugblatt in hoher Stückzahl zu drucken und zu verbreiten. Dies war ein wesentlicher Faktor für die Reformation und die Entstehung der Evangelischen Kirche.

Dieses Ereignis hat sich im Jahr 2017 zum 500. mal gejährt und gab damit Anlaß für viele Jubiläen, Feiern und Ausstellungen - und sogar für einen zusätzlichen, deutschlandweiten Feiertag (31. Okt.).

 

Luther übersetzte 1522 das Neue Testament in eine Deutsche Schriftsprache und legte damit in einem Land mit vielen Völkchen und Dialekten das Fundament für einen überregionalen, schriftlichen Standard, der dann auch zum Fundament für unsere heutige Sprache wurde. Die 3000 Exemplare der ersten Auflage waren schnell vergriffen, sodaß umgehend weitere Auflagen gedruckt wurden. Während bis dahin Bibeln fast ausschließlich in lateinischer Sprache erhältlich waren, so konnte man jetzt eine Bibel in der eigenen Sprache erwerben. Durch das Lesen und Verstehen der Bibel wurde die christliche Ethik (10 Gebote) zu einem prägenden Element in der Kultur Europas. Viele soziale und diakonische Projekte, besonders des 19. Jahrhunderts, hatten ihre Wurzeln in einem tiefen Verständnis der biblischen Wahrheiten und der in der Bibel gestellten Forderung nach echter Nächstenliebe.

Technische Entwicklung

Schriftzeichen wurden in China bereits seit dem 5. Jahrtausend v. Chr. benutzt. Im 7. Jahrhundert n. Chr. wurde dort der Holzdruck erfunden, und teilweise bis Ende des 19. Jahrhunderts beibehalten. Bei dieser Drucktechnik wurde das Schriftbild spiegelverkehrt in ein Holzbrett geschnitten. Darüber hinaus gab es aber auch seit etwa 1040 n. Chr. Stempel aus Keramik und später auch aus Kupfer und Blei.

 

In Europa wurden vor 1450 Bücher von Hand abgeschrieben, und es gab den Holztafeldruck. In den Jahren 1452 bis 1454 gelang Gutenberg das Herstellen einzelner Buchstaben, den Lettern aus einer Zinn-Blei-Antimon-Legierung, welche eine dauerhafte Verwendung zuließen. Diese Lettern wurden, ebenfalls spiegelverkehrt, zum Text zusammengesetzt – es entstand der Beruf des Schriftsetzers. Zur Zeit Gutenbergs war die einzelne Type aus Metall auch schon in China und Korea bekannt, doch erst das Zusammenführen von Type, Druckerpresse, einer geeigneten Druckerschwärze und passendem Papier brachte den weltweiten Erfolg. Zudem war die Unmenge von vielen Tausend Chinesischen Schriftzeichen mit ein Grund, warum sich die Bleitypen dort nicht durchsetzen konnten. Man stelle sich einen entsprechenden Setzkasten vor...

 

Die Druckerpressen wurden immer ausgefeilter und schneller, doch das Prinzip der einzelnen Lettern, die Zeile um Zeile vom Schriftsetzer zusammen gefügt werden mußten, wurde bis etwa 1980 beibehalten. Ab dann ersetzten Offset- und Laserdruck zunehmend den altbewährten Schriftsatz mit Bleitypen. Erst 2004 wurde offiziell die Berufsausbildung zum Schriftsetzer eingestellt. Nach über 500 Jahren setzten die neuen Druckverfahren dem edlen Handwerk der Schriftsetzer ein Ende.

 

Die Preise für ein gedrucktes Buch fielen, wie bei den ersten PC´s, über die Jahre dramatisch ab. Kostete die erste gedruckte Bibel in der einfachen Papierausgabe noch 40 Gulden, umgerechnet 25.000,- Euro, so lag der Preis für ein Neues Testament, welches Martin Luther ca. 70 Jahre später drucken ließ, nur noch bei umgerechnet etwa 2.000,- Euro.